21. Jänner 2026, 18:00 - 21:00
ZWISCHEN DEM KONKRETEN UND DEM SYMBOLISCHEN
Vortrag via Zoom
In der Psychoanalyse ist die Vorstellung weit verbreitet, dass der / die Therapeut*in eine leere "Leinwand" bleiben sollte, auf die Patient*innen Übertragungsinhalte projizieren können. Ähnlich
verhält es sich im Bereich der Kunsttherapie: Das Ziel der Therapeuten:innen besteht darin, einen neutralen Raum zu schaffen, um den projektiven, symbolischen Inhalten der Patient*innen gerecht zu
werden.
Man könnte sagen, dass in der Kunsttherapie im allgemeinen, und mit Kindern im Besonderen, der Therapieraum ein Ort ist, an dem wir als Therapeut*innen ein symbolisches Gespräch führen möchten, das
die tiefen Vorgänge in der Psyche aufdeckt, während wir unsere konkreten Zwänge, Persönlichkeitsmerkmale und persönlichen Erfahrungen außen vorlassen, um den Prozess nicht zu "verunreinigen".
Dabei sind wir bestrebt, den Prozess nicht durch eigene mentale und
technische Überlegungen zu beeinträchtigen.
Wenn Winniccott beispielsweise beschreibt, wie ein Kind beim Spielen fliegt und auf die Erde hinunterblickt, sind Dinge wie „Aber die Sofas können nicht fliegen“, „Ich hasse Fliegen/Ich bin heute zu
müde zum Spielen“ oder „Nur Erwachsene können Flugzeuge fliegen“ konkrete Anliegen, die wir im Rahmen einer spielerischen Therapiesitzung lieber nicht äußern. Dennoch ist das Konkrete immer
vorhanden: in den Beschränkungen des Settings, in der Gegenübertragung der Therapeut*innen, im Know-how der Therapeut*innen oder dessen Fehlen.
Durch Beispielen aus der eigenen Praxis, beschäftigt sich dieser Vortrag mit
Momenten, in denen das Konkrete das symbolische Gespräch ergänzt und unterstützt – seien es die Einschränkungen des Therapieraums (Beispielsweise ein Kunstwerk, das zu groß ist, um es aufzubewahren),
Persönlichkeitsneigungen des Therapierenden, die im Rahmen der Gegenübertragung hervorgerufen werden, oder die Schaffung von Objekten, die neben ihrer symbolischen Bedeutung auch eine konkrete,
funktionale Funktion haben (wie etwa ein Tresor oder ein Kran).
Das Thema dieses Vortrags ist inspiriert von Neville Symingtons bahnbrechendem Essay „Der Akt der Freiheit des Analytikers als Vermittler therapeutischer Veränderung“.
Vortragender: Roi Alter
Born 1980 in Jaffa (Yafo), IL. I am a graduate of the Masters of Art Therapy program of the Seminar Hakibbutzim College, Tel Aviv (2021); Masters of Fine Arts program of the Sandberg Instituut, Amsterdam (2013); and Bachelor of Fine Arts, the Bezalel Academy for Art and Design, Jerusalem (2010).
Since 2020 I have been working as art therapist with children and adolescents in different settings. Alongside my private practice I have worked at the Gesher elementary school for complex learning disabilities in Yafo, Israel; 'Eekhpat Balayla' at-risk youth outreach organization, Tel Aviv - Yafo; and Hakfar Hayarok boarding school, Ramat Hasharon, Israel. I currently reside in Berlin, working privately as counselor and artist.
Vortragssprache: Englisch mit deutscher Unterstützung
